AMF Publikationen

Das Erbe der Markgrafen – Die Sammlung deutscher Malerei (1350-1550) in Karlsruhe

Gefördert durch die Getty Foundation

Format 23 x 29 cm
680 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Leinenband mit Schutzumschlag
€ 98,– [D] / € 101,– [A] / sfr 129,–
ISBN 978-3-7995-0792-9

 

Der größte Teil der in diesem Band präsentierten Tafelbilder stammt aus dem ehemaligen Besitz der badischen Markgrafen und befindet sich heute in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe. Es ist – nach fast fünfzig Jahren – die erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme dieser erlesenen Sammlung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Malerei des deutschsprachigen Raums und stellt darin mehr als 400 Tafelbilder aus drei Jahrhunderten nach neuesten wissenschaftlichen Kenntnissen und Standards in ihren jeweiligen Kontext.
 
Kunsttopografisch gegliedert, werden nicht nur kapitale Werke Dürers, Grünewalds, Baldungs, Herlins, des älteren Cranach und seiner Söhne sowie des älteren und jüngeren Holbein vorgestellt, sondern auch zahlreiche Werke ebenso bedeutender Notnamenmeister wie des Meisters der Karlsruher Passion oder des Meisters des Regler-Retabels und schließlich derjenigen Meister aus der sogenannten »zweiten Reihe«, die gleichwohl so manches Mal weit besser dazu geeignet sind, unsere kunst- und kulturhistorischen Erkenntnisse zu vertiefen als jede Ausnahmepersönlichkeit.

  • erste Bestandsaufnahme dieser hochkarätigen Sammlung seit 50 Jahren
  • exzellente Aufnahmen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Werke mit vielen Detail- und Vergleichsabbildungen
  • umfassende kultur- und kunsthistorische Einbettung

 

Rezensionen:

Die Rezension eines Bandes diesen Umfangs und dieser Materie ist kein Frühlingsspaziergang.
Eine Reihe von Kollegen, die eine Besprechung - unter Erhalt eines Exemplares - versprachen, sind abgesprungen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?

Oder könnte es womöglich Feigheit gewesen sein?

Umso erfreulicher ist es, wenn sich ausgewiesene Wissenschaftler die Zeit nehmen, den Band (wenigstens teilweise) zu lesen.

 

Casimir Bumiller, in: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 2015/16, S. 415f.

Die renommierte Kunsthistorikerin Anna Moraht-Fromm, hierzulande durch ihre Monographie über den Meister von Meßkirch bekannt, legt nun auf nahezu 700 Seiten den bis 2010 aktualisierten Bestandskatalog zu rund 270 Gemälden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vor. Die in mehr als 500 Jahren von den Markgrafen und Großherzögen von Baden zusammengetragene Sammlung wurde 1846 im Zuge der Umwandlung fürstlicher Privatgalerien in öffentliche Museen in der eigens dafür geschaffenen Karlsruher Kunsthalle für Interessierte zugänglich gemacht.

In einer knappen Vorbemerkung begründet die Verf., warum bei der Masse an zu bearbeitenden Werken auf „langatmige Bildbeschreibungen" und „eingehende Stilanalysen" verzichtet werden musste, ohne jedoch „die Befragung [der Bildwerke] nach allen Regeln der Kunstgeschichte" zu vernachlässigen. Insbesondere war es der Verf. wichtig, „den Kontext [der Objekte] und damit die Funktion und schließlich die Zusammenhänge der Entstehung, so weit es eben geht, zu rekonstruieren". Dass Verf. am Ende ihrer Vorbemerkung betont, dass sie in ihren Kommentaren zu den Bildern neben den „relevanten Forschungsmeinungen" auch „- das sei mir doch erlaubt eine eigene Meinung" hinzufüge (alle Zitate S. 13 f.), irritiert eher ein wenig, denn dass die Bearbeiterin eines solch bedeutenden Corpus von Bildwerken der Spätgotik und der Renaissance nach einem gewaltigen Forschungsaufwand ihre eigene Sicht und die eigenen Erkenntnisse einbringt, muss der „geneigte Leser" doch geradezu erwarten.

Anm. der Vfn: Der Einwand des Rez. ist nicht unberechtigt! Man wird es kaum für möglich halten, aber ein eigener Kommentar wurde mir seitens der Stkkh - schriftlich - untersagt. 

Warum sich Verf. dazu entschieden hat, die durchaus instruktiven „Prolegomena zu 500 Jahren Sammlungsgeschichte" an das Ende ihres Werks zu setzen (S. 652ff.) wird nicht recht deutlich — vielleicht aus Gründen der Gliederungssymmetrie. Man hätte sich diese Einführung in die Entstehungsgeschichte der Sammlung wie bei Bestandskatalogen anderer bedeutender Institutionen (z.B. Alte Pinakothek München) — durchaus auch am Anfang zur Einführung vorstellen können. Auch bricht dieser Text am Ende mit der zitierten Verzichterklärung Markgraf Bertolds auf die berühmte „Markgrafentafel" Hans Baldungs von 1509 etwas unvermittelt ab. Gerade wegen der Klärung strittiger Besitzrechte des Hauses Baden an der Kunstsammlung Wäre hier abschließend ein Abschnitt uber die Ergebnisse des Gutachtens von Adolf Laufs u.a. über „Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz", Stuttgart 2008, angebracht gewesen.

Anm. der Vfn.: Auch dieser Einwand ist berechtigt, doch war dieser Beitrag in der Not geboren, weil die neue Leitung der StKKh vorherige Vereinbarungen nicht einhielt.   

Den Hauptteil des Werkes nehmen naturgemäß die Bilder selbst ein, die allerdings, wie Verf. einräumt, „für einen Bestandskatalog unüblich" (S. 13), nicht etwa alphabetisch nach Künstlern, sondern kunsttopografisch geordnet sind, d.h. Verf. ordnet die jeweiligen Meister ihrem regionalen Wirkungsraum zu, etwa: Allgäu, Bayern, Bodensee, Oberrhein, Sachsen oder — als größtes Konvolut — Schwaben. Der Katalog — und das heißt: die Karlsruher Kunsthalle — breitet insgesamt ein repräsentatives Tableau süddeutscher Malerei am Übergang von der Spätgotik zur Renaissancc aus und umfasst eine Reihe bedeutender Künstlernamen wie Hans und Bernhard Strigel in Memmingen, Hans Mielich in München, Hans Baldung Grien in Straßburg, die Cranachs in Sachsen, die Strüb-Werkstatt in Veringenstadt, Hans Holbein d.Ä. in Augsburg, die Murer-Werkstatt in Konstanz oder Bartholomäus Zeitblom und Martin Schaffner in Ulm. Auch Albrecht Dürer ist mit einem frühen Werk vertreten.

Wie in dieser Epoche der Kunstgeschichte nicht anders zu erwarten, bleiben viele vorgestellte Werke anonym. Von 17 in der Kunsthalle vertretenen Künstlern aus dem Wirkungsraum des Oberrheins sind 13 unidentifiziert und müssen sich mit Notnamen wie „Meister der Gewandstudien" oder „Meister der Karlsruher Passion" begnügen. Unter den Schwaben erscheint an prominenter Stelle der „Meister von Meßkirch" (S. 476ff.). Dass Verf. auch diesem seinen Notnamen belässt, ehrt Moraht-Fromm, denn sie selbst hatte in ihrem grundlegenden Werk über den Meister von Meßkirch diesen nachdrücklich mit Josef Maler alias Joseph Weiß von Balingen (1488—1565) identifiziert. Sie wiederholt diese Identifizierung auch hier in der Künstlerkurzbiographie, ohne sich allerdings mit zwischenzeitlich geäußerten kritischen Einwänden auseinanderzusetzen (vgl. Wiemann, Fürstenbergsammlungen Donaueschingen 2002, S. 62f.; Bumiller, Geschichte der Schwäbischen Alb 2008, S. 156—159, Kat. Mäzene Sammler Chronisten 2012, S. 295).

„Das Erbe der Markgrafen" mit seinen qualitativ hochwertigen Farbabbildungen dürfte für die Kunsthalle Karlsruhe auf Jahrzehnte hinaus gültiger Bestandskatalog bleiben. Für den interessierten Laien ist das Werk ein faszinierendes und spannendes „Bilderbuch" und zugleich Führer durch die süddeutsche Kunstgeschichte der Zeitenwende um 1500.

Für den Historiker bleiben die Schlüssel unsichtbar? (S. 644)
Konrad Krimm, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 162 (2014), S. 663-665:

Ein gewichtiger Band (nicht nur im Wortsinn) und ein erstaunlicher: seit dem Alte-Meister-Werk von Jan Lauts (1966) wieder ein Bestandskatalog der älteren deutschen Malerei in der Karlsruher Kunsthalle.

Die Vfn. …belässt es nicht bei den Formalien eines Objektkatalogs, sondern widmet jedem Werk einen breiten, (auch) ikonographischen Kommentar, in dem sie ihre Zuschreibungskriterien rechtfertigt und ausgiebig mit Vergleichsmaterial belegt; dieser Reichtum an ergänzenden Bildquellen gehört zu den Vorzügen des Bandes.

Der Rez. zählt sich gerne und dankbar zu den geneigten Lesern….

In diesem ...Bestandskatalog dieser Bedeutung, dieser Themenvielfalt und breiten wissenschaftlichen Fundierung…

(Anm. der Vfn. …vermisst der Autor nicht nur zwei Schlüssel von Schaffner (diese unübersehbar), sondern auch ein Register. Register sind bekanntlich teuer. Da die StKK die von der Vfn. akquirierten Mittel verfallen ließ und ihre Arbeit über zwei Jahre nicht bezahlt wurde, war das Geld - nach der abermaligen notwendig gewordenen Akquise - knapp…  

- im Übrigen gibt es gleich mehrere Register (Werkeverzeichnis mit Entstehungsgebiet und Künstler-Register sowie eine Konkordanz zum alten Katalog von 1966).

 

(Anm. der Verfn. Schade! Schon der Name der Autorin ist falsch geschrieben (S. 400). Was spoll man von einem solch flusigen Autor halten?)

Klaus G. Beuckers, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 74 (2015), S. 400-402:

…Umso bemerkenswerter und begrüßenswerter ist es, wenn die Karlsruher Kunsthalle…mit diesem großen und reichbebilderten, ansprechenden Band ihre spätmittelalterlichen Bestände nicht nur dokumentiert und wissenschaftlich erschließt, sondern auch einem breiteren Publikum zugänglich macht.

(Anm. der Vfn.: Leider stimmt das nicht. Nicht die StKK dokumentiert etc., sondern die Autorin. Die StKK hat mit diesem Band nichts zu tun. Dem Publikum wird er auch nicht zugänglich gemacht. Der Band wird vor Ort nicht verkauft…) 

…Vor allem für die spätmittelalterliche Malerei…Rekonstruktionen zu entwickeln und argumentativ abzusichern… ist der jetzt vorgelegte Band ein deutlicher Schritt nach vorne.

…Über die Provenienz wird jedoch leider nie auf die ursprüngliche Aufstellung im Raum oder den Stellenwert am ursprünglichen Ort hingewiesen…

(Anm. der Vfn.: Der Rez. scheint ein anderes Buch zur Hand gehabt zu haben. Genau diesen Aufstellungsorten, soweit sie denn überhaupt rekonstruierbar sind, wird allergrößte Beachtung geschenkt. Doch bekanntlich sind bewegliche Ausstattungsstücke in diesem Punkt ungleich tückischer als Wandmalerei, die mehr oder weniger dort bleibt, wo sie ist…  

…beispielsweise (wird) die prominente Karlsruher Passion…durch eine plausible Rekonstruktion weiterentwickelt, die eine ansprechende Montage zudem visualisiert. Derartige Leistungen finden sich mehrfach, und die Autorin ist sich dessen in ihren manchmal sehr dezidierten Formulierungen auch bewusst.

(Anm. der Vfn: Warum auch nicht?...) 

…der Bestandskatalog ist ansprechend gemacht und inhaltlich überzeugend. Die hochkarätige Sammlung wird in ihrer ganzen Breite erfahrbar, und jeder der in Karlsruhe außer der Karlsruher Passion „nur“ die berühmten Meisterwerke von Matthias Grünewald vermutet, bekommt Lust die Stücke im Museum aufzusuchen…

Manuel Teget-Welz, in: Ulm und Oberschwaben 59 (2015), S. 367-369.

Dr. Anna Moraht-Fromm
Kultur- und Bildwissenschaft - Sachverständige

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